Yucatan: Das Gold der Mayas
Einmal mehr folgt ein Review zu
einem der vielleicht gurkigsten Adventures aller Zeiten. "Yucatan" hat
nicht nur denselben Publisher wie das legendäre Mystic House - es nutzt zudem die gleiche Engine und weist unzählige Parallelen auf.
Alles deutet auf einen identischen Entwickler hin, der sich aber nicht
Sono Press, sondern Dosch Design nennt. Von Geistern mit lustigen Hüten
und Sonnenbrillen wechselt das Setting jetzt zur Kultur der Maya.
Wir
beobachten, wie sich Greg Armstrong, ein äußerst erbärmlicher Indiana
Jones-Verschnitt, durch einen Dschungel kämpft, welcher aus
Kunstpflanzen besteht und sogar seltenen Tierarten der Gattung
Plastikschlange ein Zuhause bietet. Greg erläutert uns nun, was er da
überhaupt tut. Sein Redeschwall kommt dabei so unmotiviert aus seinem
Mund geflossen, als wäre er zu dieser grottigen Synchronisation
gezwungen worden. Wie auch immer: Die geheimnisvolle Stadt Taipiti in
Mexiko ist das Ziel seiner anstrengenden Reise, doch als er sich
schließlich den Toren dieses Urwäldler-Atlantis nähert, fällt er in ein
tiefes Loch. Dasselbe sollte in diesem Moment mit dem Spieler geschehen
sein, der erkannt hat, was er sich da eigentlich angeschafft hat.
Anfangs befinden wir uns in einer Höhle, von der aus wir einen
gigantischen Maya-Tempel aufstöbern müssen. Im Gegensatz zu
"Mystic House" präsentiert "Yucatan" neue Schwerpunkte: Das
Archäologie-Adventure ersetzt die Videos durch echte Rätsel, die sich
eher an der "Myst"-Tradition orientieren. Nur einen einzigen Dialog
beschert uns ein alter Ureinwohner, der einen prächtigen Wattebart
besitzt und damit jedem Weihnachtsmann die Show stiehlt. Jener
Einheimische wird uns eine tolle Hintergrundgeschichte erzählen, wobei
scheinbar modernste "Nuschel Surround"-Technik angewandt wurde.
Letztendlich hatte ich keine Ahnung, wovon dieser Greis gesprochen hat
und ob er nicht gerade ein paar Flaschen taipitischen Whiskey
heruntergespült hat. Vor einem fordernden Treppenaufstieg empfiehlt es
sich übrigens abzuspeichern, denn ein falscher Fußtritt befördert
unseren Helden im Discounter-Archäologenoutfit schnell ins Jenseits.
Den vorwiegenden Rätselanteil dieses relativ knapp bemessenen Werks
aber macht ein XXL-Labyrinth aus, in dem wir bunte Masken sowie
hölzerne Pforten suchen dürfen, welche uns mit harten Quizfragen auf
die Probe stellen. Ein Plan mit genauer Wegbeschreibung, die einer
Lösung im Spielverzeichnis beigelegt wurde, ist uns beim Durchmogeln
behilflich. Allerdings ist das Starren auf diese Striche in der
Editor-Datei vermutlich nicht weniger mühsam und lässt auf Dauer die
Augen schmerzen. Immerhin ist die Musik recht stimmungsvoll.
Wie
entsteht ein Erfolgsrezept? Man nehme eine möglichst unspannende
Geschichte, denkt sich irgendwelchen Maya-Kram aus und winkt mit
Goldbarren. Funktioniert das? Nein! Denn kaum hat man das Adventure
gestartet, würde man Greg Armstrong sein dämliches Gold am liebsten
hinterherschmeißen, sodass man seine Ruhe hat und endlich das Programm
beenden kann. Da hätte man doch besser diese hübsche Plastikschlange
aus dem Intro erworben. Die ist zumindest cool und man kann viel
schöner damit spielen.
Produzent: Dosch Design, Vertrieb: Megadream Software
Jahr: 1997
Hab ich als Kind gespielt. Damals war das Labyrinth schier unlösbar...
AntwortenLöschen